IM_MOBILITIES
10. Juni – 30. Juni 2017

galerie KUB, Leipzig

Eine Gruppenausstellung mit Arbeiten von Rheim Alkadhi, Bambitchell, Stephanie Comilang, Simon Faithfull, Gary Kibbins, Marie-Eve Levasseur, Joana Moll & Cédric Parizot, Rabih Mroué, Raqs Media Collective, Chulayarnnon Siriphol und Tobaron Waxman sowie im Rahmen des Photo Walks Investigating Invisible Borders (Leitung: Tamara Stoll und Mo Zaboli) entstandene Fotografien.

Kuratiert von Juana Awad, Julia Eckert und Nada Schroer.

IM_MOBILITIES vereint Arbeiten aus den Bereichen Medienkunst, Installation, Sound und Fotografie, die in einem Zeitraum von fast drei Jahrzehnten (von 1989 bis 2017) entstanden sind und sich mit den sozialen, politischen, ökonomischen und technologischen Umbrüchen auseinandersetzen, die sich auf globale Mobilitätsdynamiken auswirken und zu denen sich das Subjekt ständig neu in Beziehung setzen muss.

In einer globalisierten Welt, in der Güter, Menschen und Daten in ständiger Bewegung begriffen sind, ist Mobilität zum Paradigma zeitgenössischer Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsformen geworden. In den Sozialwissenschaften wird der damit einhergehende Einfluss des gesellschaftlichen Wandels auf das Subjekt mit verschiedenen Begriffen umschrieben, so beispielsweise mit den Konzepten des „nomadischen Subjekts“ (R. Braidotti) oder des “flexiblen Menschen” (R. Sennett). Diese Flexibilität setzt jedoch in den meisten Fällen eine privilegierte Position voraus, die zum Beispiel internationale Bewegungsfreiheit sowie die Möglichkeit der Nutzung funktionierender Infrastrukturen und sicherer Transportwege impliziert. Davon ausgeschlossen, vollziehen sich Bewegungen, Ortswechsel und Austausch der Nicht-Privilegierten im Raum oder am Rande der Illegalität, was marginalisierte aber auch widerständige Mobilitätspraxen hervor bringt, mit denen das Recht auf freie Bewegung behauptet wird.

Welche Zusammenhänge, Spannungsverhältnisse und Widersprüche bestehen zwischen Kategorisierungen, Praktiken und Politiken von Mobilität, territorialen Grenzregimen und Vorstellungen von Raum und Identität?

Mit Arbeiten von Rheim Alkadhi, Bambitchell, Stephanie Comilang, Simon Faithfull, Gary Kibbins, Marie-Eve Levasseur, Joana Moll & Cédric Parizot, Rabih Mroué, Raqs Media Collective, Chulayarnnon Siriphol und Tobaron Waxman versammelt die Ausstellung unterschiedliche Positionen, welche die sichtbaren sowie unsichtbaren Strukturen der (Im-)Mobilität sowie die Auswirkungen auf Subjekt und Gesellschaft befragen.

Die einzelnen Postitionen werden durch flexible Displaymodule der Leipziger Künstlerin Paula Gehrmann gerahmt, deren Arbeit sich an der Schnittstelle von Skulptur und Architektur verorten lässt. Ihre Arbeit DISPLAY (2016-17) gereift das Thema auf der Ebene der Ausstellungsarchitektur wieder auf. Mit ihren variablen Konstruktionen befragt sie sowohl die Funktion von Ausstellungsarchitektur, Informationen zu strukturieren und Blickachsen zu lenken, als auch den Prozess der (Re-)Kontextualisierung, denen Kunstwerke und Räume ständig unterliegen.

Neben den künstlerischen Arbeiten wird eine Materialsammlung präsentiert, welche die Ausstellung auf drei Ebenen ergänzt. Gezeigt werden Dokumente, die sowohl im Prozess künstlerischer als auch kuratorischer Recherche eine zentrale Rolle gespielt haben. Daneben wird eine Dokumentation vergangener Ausstellungsprojekte zu sehen sein, die Aspekte des komplexen Themenfeldes aus ihrem jeweils spezifischen Blickwinkel befragen. Die Sammlung erkundet, wie das Mobilitätsparadigma von Künstler*innen und Kurator*innen in Ausstellungen und Symposien verhandelt wird, welche Bilder und Diskursformationen dabei entstehen und wie diese auf die Wahrnehmung des Gegenstands zurückwirken.

Displayarchitektur: Paula Gehrmann.
Ausstellungsgestaltung: Simone Vollenweider

Das Projekt wurde gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig, das Studentenwerk der Universität Leipzig und den Freundeskreis der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.

PROGRAMM

Samstag, 03.06. & Sonntag, 04.06.

PHOTO WALK: investigating invisible borders
jeweils 11 Uhr - 16 Uhr

Der "PHOTO WALK: investigating invisible borders" führt die Teilnehmer*innen an den Grenzen der sogenannten “Residenzpflicht” und Wohnsitzverpflichtung Leipzigs entlang, deren juristische Festschreibungen die Bewegungsfreiheit und Wahl des Wohnortes vieler Geflüchteter beschränken. Angeleitet von den Fotograf*innen Tamara Stoll und Mo Zaboli, dokumentieren die Teilnehmer*innen diese unsichtbare Grenze, überschreiten sie und machen sie fotografisch sichtbar. Eine Auswahl der entstandenen Fotodokumentationen wird darauffolgend in die Ausstellung integriert.
Sprachen: Deutsch, Englisch, Arabisch, Persisch
Der PHOTO WALK findet in Kooperation mit dem interaction Leipzig e.V. statt.

Samstag, 10.06.

RUNDGANG DURCH DIE AUSSTELLUNG
mit den Kuratorinnen, 16 Uhr

Donnerstag, 29.06.

KURZFÜHRUNG DURCH DIE AUSSTELLUNG
mit den Kuratorinnen, 17 Uhr

KÜNSTLERINNENGESPRÄCH UND DISKUSSION: "Showing im_mobility - Mobilität(sparadigmen) in künstlerischer und kuratorischer Praxis" mit Rheim Alkadhi und Joana Moll, 18 Uhr

Im Rahmen der Veranstaltung "Showing im_mobility" geben die Künstlerinnen Rheim Alkadhi und Joana Moll Einblicke in ihre künstlerische Praxis. Während Rheim Alkadhis Praxis durch ortsspezifisches Arbeiten und einer damit verbundenen Bewegung durch physische Geografien gekennzeichnet ist, verorten sich Joana Molls Arbeiten im digitalen Raum. Beide beschäftigen sich auf subversive und sehr unterschiedliche Weise mit Grenzen und Grenzkonzepten und wurden in verschiedenen Kontexten öffentlich. Im Gespräch soll u.a. auch die Frage erörtert, wie sich kuratorische Gesten und die Teilnahme an thematischen Gruppenausstellungen auf die 'Bewegung der Bedeutungen' durch Rezeption und Einordnung der künstlerischen Arbeit auswirken.