GEPLANTE OBSOLESZENZ
6. Mai 2014

KUNSTRAUM 53
Hildesheim

Eröffnungsprogramm des KUNSTRAUM 53 mit Performances von Alice Peragine und Rizki Resa Utama (OQ).


Im Eröffnungsmonat Mai beschäftigt sich das Programm des KUNSTRAUM 53 mit dem Phänomen des scheinbar unnützen Raums - der obsoleten Orte. Im Hildesheimer Stadtraum fallen obsolete Orte ins Auge. Leerstehende Ladenflächen, verlassene Bürogebäude, lückenhaft bespielte Straßenzüge - die Stadt ist gezeichnet von nicht intendierter Nutzlosigkeit, der ungeplanten Obsoleszenz. Wie ist die Obsoleszenz von urbanem Raum beschaffen? Und wie können künstlerische Produktionen an diesen Stellen intervenieren und - vielleicht ungewollt - nützlich werden? Was passiert, wenn dort künstlerisches interveniert und inszeniert wird?

Zur Eröffnung wurden Performances von Alice Peragine, “SIDEWALKS to SUPERIMPOSE”, und Rizki Resa Utama (OQ), „Hello, what‘s your name?” gezeigt.

Alice Peragine erforschte performativ die räumlichen Bedingungen und Strukturen für die Präsentation von künstlerischen Arbeiten im KUNSTRAUM 53. „Der Teppich wurde ausgerollt, der Vorhang installiert und das weiße Blatt ausgezogen. Jetzt stehen wir als Publikum und Teilnehmer darauf und hinterlassen unsere Spuren. So hat sich die Künstlerin den Weg aus dem öffentlichen Raum in unseren Raum erschlossen. Sie hat eine Spur gelegt, die wir weiterverfolgen werden. Die Performance ist die Vorbereitung, um den Raum in seinem Potential hervortreten zu lassen. Das Material – Malervlies, ein weißer Fotohintergrund – verweist auf das Unfertige und den Prozess des Aufbauens und Schaffens. Es setzt Zeichen im Raum, die sich aus verschiedenen Perspektiven überlagern und immer wieder neue Bilder ergeben.“ 

Alice Peragines Videos und performative Installationen bilden Rahmenbedingungen für Situationen. Die Arbeiten beschäftigen sich mit dem Prozess der Erscheining von Bildern und dem Sichtbarmachen von sich darin befindenden Körpern. Dabei verschränken sich das Flache und das Mehrdimensionale, das geplant Kontrollierte und das Flüchtige ineinander. Entschleunigung und Daier, das aufmerksame Beobachten werden dabei zur Strategie: Die Orte werden sichtbar, wenn sie betreten, markiert und demarkiert werden. Die Dinge hinterlassen Spuren. Sie werden durch bewegte Bilder und bewegte Körper untersucht, die mal als Akteure und mal als Betrachter agieren. Sie erscheinen dort, wo sie etwas anderes werden: Bewegung, Abbild, Rhythmus, Funktion, Modell.

Rizki Resa Utamas (OQ) Arbeiten drehen sich immer wieder um die Frage, in welchen Abhängigkeitsverhältnissen der Mensch zum Raum steht und wie der Raum das Verhalten der Menschen beeinflusst und ihn und die Gesellschaft formt. Er untersucht die Frage nach persönlicher und kultureller Identität. In seinen Arbeiten beschreibt er, wie soziale Prozesse und kommunikative Handlungen sich von Kultur zu Kultur unterscheiden. Welche Art von Gesten rufen Gefühle der Vertraut- oder Fremdheit hervor? Und wie organisiert Sprache den Moment der gegenseitigen Begrüßung? Die Performance „Hello, what‘s your name?” lud die teilnehmenden Besucher_innen zu einem Akt des Kennenlernens ein.

Alice Peragine (*1986, München) ist seit 2010 Diplomstudentin
an der HfBK Hamburg. 2013 absolvierte sie ein Auslandssemester am San Francisco Art Institute.

Rizki Resa Utama (*1982 Bandung, Indonesien) lebt seit 2008 in Deutschland und absolvierte 2013 sein Diplom of Fine Art an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Seit 2014 ist er Meisterschüler von Candice Breitz an der HBK Braunschweig.

Künstlerische Leitung: Franziska Harnisch und Nada Schroer

Alice Peragine, SIDEWALKS, Performance, 2014, Bild: Francisco Vogel
Alice Peragine, SIDEWALKS, Performance, 2014, Bild: Franziska Harnisch
Alice Peragine, SIDEWALKS, Performance, 2014, Bild: Alice Peragine
OQ, HALLO, Performance, 2014, Bild: Francisco Vogel
OQ, HALLO, Performance, 2014, Bild: Francisco Vogel