Ausstellung - Soundwalk - Symposium - Publikation
April - Dezember 2018
Mit Beiträgen von Heidrun Allert (Universität Kiel), Hans Bernhard (UBERMORGEN, Wien/Köln), Elke Krasny (Akademie der bildenden Künste, Wien), Nina Möntmann (Kuratorin), Dorothee Richter (Zürcher Hochschule der Künste), Julia Schäfer (GfzK Leipzig), Konstanze Schütze (Kuratorin) und Mirjam Thomann (Künstlerin, Universität zu Köln).
Der Grad der individuellen Verwicklung in die Sphäre des Digitalen kann gegenwärtig nicht mehr in Abhängigkeit zur tatsächlichen Techniknutzung bestimmt werden. Vielmehr sind die individuellen Subjekte Teil einer Kultur der Digitalität (Stalder 2016), in der Technologien konstitutiv auf symbolischen Praktiken und Subjektivierungsprozesse ein und durch sie hindurch wirken. Die zunehmende Vernetzung und Durchdringung von menschlichen und technischen Akteuren erfordert daher eine kontinuierliche kritische Befragung von tradierten Subjekt- und Bildungsbegriffen in der Theorie und Praxis (vgl. u.a. Jörissen/Meyer 2015).
Vor diesem Hintergrund widmet sich das Projekt curatorial learning spaces den durch Digitalisierung veränderten Subjektivierungs- und Kommunikationsstrukturen und den damit verbundenen Anforderungen an institutionelle Bildungsräume. Die diesem Projekt zugrunde liegende Frage lautet jedoch weniger, wie digitale Objekte in universitäre Räume und Lehre integriert werden müssen, sondern wie Bereiche der Unbestimmtheit als konstitutives Moment von Bildung (Marotzki 1991; Jörissen/Marotzki 2009) gestaltet werden können. Um die Interferenzen zwischen der Kultur der Digitalität und der institutionellen Wissensvermittlung zu erforschen und die räumlichen Voraussetzungen für verhandlungs- und prozessorientierte Bildungsbegriffe auszurichten, überträgt das Projekt das primär kognitiv-epistemisch angelegte Konzept von Unbestimmtheit auf den physischen Raum und macht diesen zum Ausgangspunkt der Untersuchung. Welche Funktionen können zukünftige Bildungsräume erfüllen, welches Lernen kann durch sie initiiert werden, wie wird an anderen Orten gelernt und welchen Einfluss haben die Räume dazwischen, die third places (Oldenburg 1990, 2001), auf Bildungsprozesse?
Um dies zu erforschen, sollen Ansätze aus der Raumtheorie (Löw 2001), der Ausstellungsforschung (Muttenthaler/Wonisch 2006; Sternfeld 2017) und der kuratorischen Praxis (Rogoff/von Bismarck 2012) auf ihre Potentiale für die Gestaltung universitärer Bildungsräume überprüft werden. Dazu wirft das Projekt einen Blick auf den Wandel einer anderen traditionellen Bildungsinstitution: die Ausstellung. Ausstellungen sind heute zunehmend auf die Ermöglichung von Prozessen und Teilhabe hin konzipiert. Dies ist auf ein verändertes Verständnis des Kuratierens zurückzuführen, welches Ausstellungen nicht mehr als unveränderliche Endprodukte versteht, sondern als Kontaktzonen (Jaschke/Sternfeld 2015) bzw. als geteilte Räume, in denen durch die assoziative Konstellation ungewöhnlicher Elemente sowie durch gemeinsames Handeln und Verhandeln produktive Reibung entsteht, die performative, emergente Wissens- und Sinnproduktion fördert und als Auslöser für transaktionale Bildungsprozesse verstanden wird. In diesem Kontext untersucht das Projekt, wie Strategien des Kuratorischen für die Umgestaltung akademischer Räume produktiv gemacht werden können.
Das Projekt umfasst künstlerische Rauminterventionen, ein Symposium zum Verhältnis von Vermitteln und Kuratieren sowie eine Publikation.
Konzept: Annemarie Hahn, Nada Schroer
unter Mitwirkung von: Prof. Dr. Torsten Meyer
Assistenz: Carla Ruthmann
(alle Universität zu Köln)
Kooperation: Monika Elias (Grimme-Institut)
SYMPOSIUM CURATORIAL LEARNING SPACES
6. - 7. Juli 2018
Vor dem Hintergrund globaler Vernetzung und Digitalität untersucht das Symposium curatorial learning spaces – Kuratieren als Methode? Potentiale kuratorischer Praxen und kuratierter Räume aus bildungstheoretischer Perspektive. Im Zentrum steht die Frage, wie das Kuratieren als spezifische Form der Wissensproduktion, als Handlungsweise und räumliche Praxis in institutionellen Bildungskontexten wirkmächtig werden kann. Dabei sollen sowohl Begriffe des Vermittelns und Kuratierens als auch ihr Verhältnis zueinander kritisch in den Blick genommen werden.
Mit Bezug auf das bildungstheoretische, kunstpädagogische und kuratorische Feld, möchten wir zunächst eine Standortbestimmung vornehmen: Welche Herausforderungen birgt die kulturelle Dimension der Digitalisierung für Bildungsräume, Lehr- und Lernkonzepte und welche Rolle können kuratorische Handlungsweisen in diesem Kontext spielen? Wie lässt sich ein “curatorial turn in der Kunstpädagogik” (Meyer 2015) an institutionellen Orten, wie der Universität und der Schule, auch mit Blick auf historische Raum- und Bildungskonzepte der Pädagogik einordnen? Welche Anschlüsse bieten Konzepte und Methoden emanzipatorischer Bildungsprojekte?
PROGRAMM
Freitag, 6.7. Eröffnung & Rundgang
16.30 – Begrüßung
17.00 – Nina Möntmann
„Das Kuratorische und dessen Perspektiven der Vermittlung“
18.00 – Heidrun Allert
„Räume machen: Von der Bestimmtheit in die Unbestimmtheit und zurück“
19.00 – Mirjam Thomann: Projektpräsentation und Rundgang
20.00 – Soundwalk
Samstag, 7.7. Inputs & Workshops
8.45 – Ankommen & Kaffee
9.00 – Elke Krasny
„Learning With Nordbahnhof – Urban Curating: Erinnerungsarbeit und Stadtentwicklung“
10.00 – Hans Bernhard
„The Next Documenta Should Be Curated By A Machine“
11.00 – Workshop-Session I
„Kollektive Praxen – how to curate, how to collaborate?”
„Von Netzen, Daten und Akteur*innen – posthumane Perspektiven“
13.00 – Mittagspause
14.00 – Julia Schäfer
„Let’s PUZZLE. Verantwortung abgeben“
15.00 – Dorothee Richter
„Kuratieren contra Vermitteln – das Ringen um Deutungsmacht in einem verworrenen Feld“
16.00 – Workshop-Session II
„Kuratieren und Vermitteln im Kontext der Institution“
„Curators at work. At school – das Potential kuratorischer Praxis im Unterricht“
17.30 – Assembly
curatorial learning spaces, Bild: Mirjam Thomann.
Julia Schäfer: Let’s PUZZLE. Verantwortung abgeben, Juli 2018, Curatorial Learning Spaces, Institut für Kunst & Kunsttheorie, Universität zu Köln.
Dorothee Richter: Kuratieren contra Vermitteln - das Ringen um Deutungsmacht in einem verworrenen Feld, Juli 2018, Curatorial Learning Spaces, Institut für Kunst & Kunsttheorie, Universität zu Köln.
Hans Bernhard: The Next Documenta Should Be Curated By A Machine, Juli 2018, Curatorial Learning Spaces, Institut für Kunst & Kunsttheorie, Universität zu Köln.